Schleppkurven in der Fabrikplanung – so einfach lassen sich Verkehrsflächen planen

Die folgenden Fragen stellen sich in fast jedem Fabrikplanungsprojekt. Doch häufig werden sie viel zu spät oder nur „aus dem Bauch heraus“ beantwortet – mit teuren Folgen: unnötige Umplanungen, Rangierprobleme oder sogar Sicherheitsrisiken.

Wie viel Platz braucht ein Lkw in der Kurve?

Kommt ein Stapler problemlos durch das neue Hallentor?

Reicht der Wenderadius im Kommissionierbereich aus?

Die gute Nachricht: Schleppkurven helfen, genau solche Engpässe frühzeitig sichtbar zu machen – und lassen sich erstaunlich einfach in die Planung integrieren. In diesem Beitrag erfahren Sie:

  • Wofür Schleppkurven verwendet werden,
  • wie sie funktionieren,
  • und wie sie direkt in die Fabrikplanung eingebunden werden können – mit konkreten Beispielen und einem Praxisvideo am Ende.

Wozu werden Schleppkurven verwendet?

Schleppkurven zeigen den tatsächlichen Platzbedarf eines Fahrzeugs beim Fahren, insbesondere beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren. Anders als eine einfache Fahrspur berücksichtigt eine Schleppkurve auch:

  • den Kurvenradius des Fahrzeugs,
  • das Ausschwenken des Hecks,
  • das Nachlaufen von Anhängern,
  • sowie Überhänge und Lenkverhalten.

Ob Lkw, Gabelstapler oder Routenzug – mit Schleppkurven lässt sich exakt prüfen, ob die geplante Verkehrsfläche ausreichend bemessen ist.

Wie funktionieren Schleppkurven?

Im Kern basiert jede Schleppkurve auf einem Fahrzeugmodell mit bestimmten Geometrie- und Lenkdaten. Dieses Modell wird entweder:

  • manuell auf einem festen Kurvenradius dargestellt – sogenannte statische Schleppkurve
  • oder über ein simuliertes Fahrmanöver digital erzeugtdynamische Schleppkurve

Beide Varianten zeigen dabei nicht nur die eigentliche Spur der Reifen, sondern auch die überfahrenen Flächen – also den gesamten Raum, den das Fahrzeug benötigt. Genau das macht sie so wertvoll für die Fabrikplanung.

Praktische Anwendung in der Fabrikplanung

1) Verwendung statischer Schleppkurven-Schablonen in der Layoutplanung

Ein einfacher Einstieg ist der Einsatz statischer Schleppkurven, die als CAD-Dateien wie zum Beispiel im DXF- oder DWG-Format vorliegen. Diese lassen sich direkt in Fabrikplanungstools wie visTABLE® importieren.

Allerdings unterscheiden sich Schleppkurven je nach Anwendungsbereich – warum? Der Unterschied liegt vor allem in der Fahrdynamik, also wie sich ein Fahrzeug in der Realität bewegt – und das hängt stark von der Fahrgeschwindigkeit und dem Lenkverhalten ab:

  1. Schleppkurven im Straßenverkehr (Schnelleres Fahren, z. B. auf öffentlichen Straßen oder Werksstraßen)
  • Hier wird die Kurve meist flüssig durchfahren, also während der Fahrt kontinuierlich eingelenkt.
  • Die Schleppkurve zeigt einen größeren Kurvenradius und eine weichere Spur, weil das Fahrzeug durch die Dynamik (z. B. Fliehkräfte) weiter „ausschert“.
  • Besonders bei Lkw mit Auflieger oder langen Zugkombinationen wird der Nachlauf betont sichtbar.

👉 Verwendung: Verkehrswege, Kreuzungen, öffentliche Zufahrten

  1. Schleppkurven bei langsamer Fahrt oder im Stand (z. B. auf Betriebshöfen, in Lagerhallen, auf Parkplätzen, häufiger Anwendungsfall bei der Planung von Fabriken)
  • Hier fährt man sehr langsam oder lenkt sogar im Stand ein (gerade bei Staplern oder beim Rangieren).
  • Das Fahrzeug kann engere Kurven fahren, weil kaum Fliehkräfte wirken und das Lenkverhalten anders ist.
  • Die Schleppkurve ist daher enger, und das Fahrzeug kann realistisch kleinere Wendemanöver durchführen.

👉 Verwendung: Lagerbereiche, Ladezonen, Stellplätze, innerbetriebliche Fahrwege

So können statische Schleppkurven in visTABLE® verwendet werden:

  1. Sie laden die passende Schleppkurve für Ihr Fahrzeug (z. B. Sattelzug, Stapler) aus einer Online-Bibliothek herunter.
  2. Die Datei wird als Objekt in visTABLE® importiert und anschließend positioniert – etwa an einem Tor, in einer Einfahrt oder an Engstellen im Lagerbereich.
  3. So können Sie direkt prüfen, ob der vorgesehene Fahrweg passt – und notfalls das Layout frühzeitig anpassen.

👉 Der Screenshot aus visTABLE® zeigt den einfachen Import und die Anwendung statischer Schleppkurven.

Bezugsquellen für statische Schleppkurven-Schablonen – kostenlos und kommerziell:

2) Verwendung von Software zur Schleppkurvensimulation

Wer es noch exakter und flexibler möchte, kann dynamische Schleppkurvensimulationen nutzen. Dabei wird ein Fahrmanöver am Bildschirm „gefahren“ und die Kurve digital aufgezeichnet. Ein Vorteil liegt darin, dass Unterschiede in der Fahrdynamik abgebildet werden können, d.h. ob das Fahrzeug im Stand lenken darf oder nicht. So erhält man eine realistische Schleppkurve beispielsweise für langsame, innerbetriebliche Situationen – ein häufiger Anwendungsfall in der Fabrikplanung.

So funktioniert’s:

  1. Auswahl des Fahrzeugtyps (z. B. Lkw mit Auflieger).
  2. „Abfahren“ des geplanten Fahrwegs direkt auf dem Grundriss.
  3. Das Tool generiert automatisch die Schleppkurve – realitätsnah und auf Basis echter Lenkdaten.

Bekannte Software zur Schleppkurvensimulation:

ToolMerkmale
AutoTURN® (Web & Pro)Branchenstandard, breite Fahrzeugbibliothek
Autodesk Vehicle TrackingIdeal für CAD-Spezialisten
PTV VissimKomplexe Verkehrssimulation
ParkCAD®Fokus auf Außenbereiche und Stellflächen

🎥 Video: Schleppkurven effizient in der Fabrikplanung einsetzen

👉 In unserem begleitenden Video zeigen wir Schritt für Schritt, wie Sie ein Layout aus visTABLE® exportieren, in AutoTURN® Web importieren, eine Schleppkurve simulieren – und das Ergebnis wieder zurück ins Planungstool übernehmen.

Fazit: Schleppkurven? Unbedingt einplanen!

Ob mit einfachen CAD-Objekten oder über professionelle Simulationssoftware – Schleppkurven gehören in jede moderne Fabrikplanung. Sie helfen, Verkehrswege sicher zu gestalten, Kollisionen zu vermeiden und Planungsfehler zu reduzieren – ganz ohne großen Aufwand.

Und das Beste: Die Integration ist einfacher als gedacht. Passende Schleppkurven lassen sich auch ohne tiefgehende CAD-Kenntnisse verwenden. So kann im Planungsteam oder gegenüber Auftraggebern nachvollziehbar dargestellt werden, dass Sie an alles gedacht haben.

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Dr. Andreas Krauß

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